Mileva hat geschrieben:
Die Veranlagung für die Erbkrankheit Mukoviszidose ist kein eindeutiger Selektionsnachteil, sondern im Gegenteil ein eindeutiger Selektionsvorteil;
Das ist völliger Unfug, da die Mukoviszidose nicht eine einzige positive Funktionalität aufweist (gemäß der Selbstorganisation), jedoch zahlreiche das Selbst zersetzende Folgeerscheinungen besitzt, womit diese Erbkrankheit eindeutig als Selektionsnachteil klassifiziert werden muss. Anders verhält es sich beispielsweise bei der Sichelzellenanämie, die sich in bestimmten, malariaverseuchten Regionen der Erde tatsächlich vorteilhaft präsentiert, indem sie gefährlichen Malariaerkrankungen protektiv begegnet. Äquivalentes ist bei der Mukoviszidose allerdings keineswegs zu entdecken. Sie ist und bleibt ein eklatanter Selektionsnachteil, was bedeutet, dass Sie eine Erklärung des von mir genannten Missstandes noch nachreichen müssen. Apropos sollten Sie mal die Familienangehörigen und Freunde von an Mukoviszidose erkrankten Kindern befragen, ob sie dieser Krankheit etwas Vorteilhaftes abgewinnen können. Oder stufen Sie den psychischen und emotionalen Stress dieser nahestehenden Personen ebenfalls als einen Selektionsvorteil ein?
Ich erkläre Dir gerne ein wenig Genetik: Schaue Dir zunächst diese Abbildung aus Wikipedia an:
Die Ausbildung der Sichelzellenanämie ist ebenso wie die Mukoviszidose "rezessiv" - d. h. also: Mit einer Wahrscheinlichkeit von 25 % erkrankt ein Kind an ein rezessiv bedingtes Erbleiden, wenn
beide Eltern Merkmalsträger sind. In 75 % der Fälle hingegen ist hier das Kind gesund. Wenn wir also grob vereinfachend den Extremfall annehmen (Population vollständig Merkmalsträger, Vektor immer tödlich), läge also die Überlebenswahrscheinlichkeit für den Nachwuchs bei 50 %; hingegen bei Nichtvorhandensein von Merkmalsträgern gleich Null! Der selektive Vorteil: Im Mittel nur die Hälfte durchzubringen ist hart, aber besser als aussterben ... Als Gegenprobe kannst Du Dir überlegen, was wohl passiert, wenn der Erreger ausstirbt.
Für den Erreger (hier also bsw.
Mycobacterium) ist es übrigens selektiv von Nachteil, besonders tödlich zu sein: Stirbt der Wirt, dann stirbt auch der Parasit - es wird sich also ein bestimmtes, überlebensfähiges [
sic!] Wirt-Parasit-Verhältnis aufstellen (vergleichbar mit den bekannten Räuber-Beute-Modellen). Hierzu lässt sich nun einiges an Mathematik anstellen, aber das Prinzip sollte klar sein. Wenn Du Dir noch ein paar Gedanken machst, könntest Du auf die Idee kommen, dass die Evolution aus genau den genannten Gründen den Sex erfunden hat (Red-Queen-Hypothese). Betroffene werden dem gewiss nichts
"Vorteilhaftes abgewinnen" können - ebenso, wie es niemand begrüßen muss, dass ihm eine Kokosnuss auf dem Kopf fällt oder er von einem Krokodil gefressen wird.
Mileva hat geschrieben:
Gleichfalls müsste nach der These der Dezimierung der sich rasant ausbreitenden Weltbevölkerung im Übrigen primär die asiatische Bevölkerung dieser "ausgleichenden" Erkrankung erliegen, da dort seit langer Zeit die höchsten Geburtenraten zu finden sind (in deren Folge China heute mehr als 1,3 Milliarden und Indien mehr als 1,1 Milliarden Einwohner hat, die zusammen weitaus mehr als ein Drittel der aktuellen Weltbevölkerung ausmachen), was aber nicht der Fall ist. Da die Menschheit laut der Resultate von zahllosen Untersuchungen aus der Anthropologie und Ethnologie erst seit ca. 100 Jahren eine durchschnittliche Lebenserwartung von 50 Jahren hat, ist das Argument, die Mukoviszidose "wolle" durch ihre beträchtliche und konstante Prävalenz eine Bevölkerungsexplosion unterbinden, abermals als irrationale Ausflucht enttarnt.
Nach dem o. g. müsste es Dir jetzt gelingen, die richtigen Zusammenhänge herzustellen. Wenn nicht, frag halt noch einmal nach.
Mileva hat geschrieben:
Dass Sie die Definition der Schulmedizin ablehnen, hat meines Erachtens nach die Aufgabe einer Stiftung von Verwirrung Ihrerseits.
Ich habe nicht gesagt, dass in der Medizin nichts im Argen liegt - das ist dann aber eher Sozialpolitik. Ich sage nur, dass derjenige, der den Begriff "Schulmedizin" benutzt, (a) kein Mediziner ist, (b) mit diesem Begriff etwas bestimmtes bezweckt, (c) ein Scharlatan ist. Dies gilt auch dann, falls dieser Mensch formal eine medizinische Ausbildung erhalten hat.
Mileva hat geschrieben:
Die vielen Seuchen (Pocken, Pest usw.) überfielen größtenteils Europa, so dass außerdem gar kein zusätzlicher "Bedarf" für die hier diskutierte Erbkrankheit bestand. Anders schaut es wiederum hingegen in der Geschichte Asiens, vor allem Ostasiens, aus. Fazit: Auch diese Begründung wäre gegenstandslos.
Epidemiologie ist sehr interessant. Aber schaue Dir ruhig die Sache noch mal etwas genauer an. Dann werden Dir sicherlich auch präzise formulierte Fragen einfallen ...
Mileva hat geschrieben:
Zitat aus Wikipedia: "Die Wissenschaft kann derzeit noch keine schlüssige Erklärung liefern, warum ein Allel, das eine so schwerwiegende Erkrankung hervorruft, so weit verbreitet ist (und nicht mit der Zeit verschwindet)."
Aber Sie als vermutlich eher unwissender Mensch möchten dies vollbringen? Dann sollten Sie Ihre "Erkenntnisse" mal publizieren, vielleicht gebührt Ihnen ja sogar ein hochdotierter Wissenschaftspreis.
Du scheinst mir ja ein rechtes Spaßvögelchen zu sein. Wie schrub ich doch sogleich:
Verhulst hat geschrieben:
Die Veranlagung für die Erbkrankheit Mukoviszidose ist kein eindeutiger Selektionsnachteil, sondern im Gegenteil ein eindeutiger Selektionsvorteil; das betreffende Stichwort findet sich auch schon unter dem genannten Lemma in Wikipedia: Tuberkulose.
Und was findet sich dicht unter dem von Dir genanntem Zitat:
http://de.wikipedia.org/wiki/Mukoviszidose
Eine weitere mögliche Erklärung liegt in dem mit der Veranlagung für Mukoviszidose wahrscheinlich einhergehenden Schutz vor Tuberkulose. Diese These eines Selektionsvorteils konnte mittlerweile recht gut in klinischen Tests bestätigt werden, es bleibt nur die Frage nach der Verbreitungsdichte der Erbträger, die sich deutlich über die Tuberkelgebiete hinaus als populationsfähig erwiesen haben.
Und weil offensichtlich das Lemma etwas unrund dargestellt ist, hatte ich Dir gar den Original-Artikel aufgeführt:
Poolman, E. M. & Galvani, A. P. (2007): Evaluating candidate agents of selective pressure for cystic fibrosis. J. R. Soc. Interface
4: 91-98; doi:10.1098/rsif.2006.0154
Mileva hat geschrieben:
Aus meiner Sicht sind Sie ein zur überheblichen Grandiosität neigender Narzisst, der durch eine lateinische Terminologie Unkenntnis zu verdecken sucht, was Ihnen jedoch nicht sonderlich überzeugend gelingt.
Deine Reaktion ist durchaus normal und nicht zu vermeiden. Das legt sich, wenn Du aus bestimmten Gründen auf den Gedanken kommst, dass mein Vertrauen in meine geistigen Fähigkeiten nicht von ungefähr kommt ...
Mileva hat geschrieben:
Sapere aude!
Halten Sie sich selber daran, anstatt sich, dem populären Massenzwang folgend, trügerischen Ideologien anzuschließen, die offenkundig zu einer Schwächung der Rationalität führen.
Immerhin ein prinzipielles Bekenntnis zur Ratio (lat. "Vernunft") ...
Sapere aude!
Verhulst